Das Vergissmeinnicht der Mitarbeiterbindung

Sonntag, 25. September 2016 11:26

Personaler entwickeln bisweilen komplexe Vertragssysteme, um zu verhindern, dass Mitarbeiter, die in den Genuss von teuren Weiterbildungen kommen, das Unternehmen vorzeitig verlassen.  Mit Vertrauen hat das nichts zu tun. Aber vielleicht passen Vertrauen und Mitarbeiterbindung ja auch nicht zusammen? Als Antwort ein kleines Gedächtnistraining zu langfristig funktionierenden Beziehungen – beruflich und privat.

Die Generation Y (Ausgesprochen Wei, wie Englisch Why/Warum) sieht ihr Verhältnis zum Arbeitgeber nüchtern, meinen Soziologen. Die Manager von Morgen und Hipster der Arbeit wollen Spaß, Autonomie, Freiheit, Work-Life-Balance, ein Unternehmen mit einem tollen Image und und und. Hohe Ansprüche, die auf Dauer vielleicht nicht einmal Google befriedigen kann.

Vielleicht sollten Unternehmen ihre Chancen, die begehrten Mitarbeiter langfristig einzufangen, deshalb realistisch einschätzen und für den Ernstfall tatsächlich rechtliche Vorkehrungen treffen.  Berufs-Abschnittspartner schließen wasserdichte  Beziehungsverträge.  Nur rechtlich bedeutet nicht automatisch realistisch. Neben dem juristischen Vertrag gilt es eben auch, den ungeschriebenen zwischenmenschlichen Vertrag zu kennen und zu pflegen.

Arbeitsbeziehungen sind und bleiben Beziehungen. Befreie, was du liebst, rieten Hippies und Paartherapeuten einst. Übertragen auf den Arbeitskontext: Erlauben Sie den Mitarbeitern, sich auch anderweitig weiter zu entwickeln. Seien Sie offen für offene Arbeits-Beziehungen und halten Sie nicht an Menschen fest, die weg wollen. Klammern ist „uncool“. Faire Rückzahlungsverträge bei vorzeitigem Ausscheiden nach Weiterbildung müssen sein. Klauseln sind gut, Kommunikation ist besser.

Vor jeder größeren Weiterbildung sollte man mit dem Mitarbeiter sprechen und Perspektiven im Unternehmen aufzeigen. Persönliche Beziehungen halten auch noch nach Jahren, wenn die Partner gemeinsame Ziele haben. Das gilt auch für berufliche Kontakte.

Unternehmen am Puls der Zeit nutzen aber nicht nur Zielvereinbarungen. Teil des Dialogs sind auch spezielle Entwicklungs- und Weiterbildungsgespräche. Dabei setzt sich die Führungskraft mit dem Mitarbeiter  zusammen und es gibt ein Wunschkonzert.  Nicht alles ist immer und sofort möglich. Transparenz und Verbindlichkeit sorgen aber trotzdem für Einklang.

Attraktivität ist der Impuls für die Aufnahme einer Beziehung. Wenn das Unternehmen über Hochglanzbroschüren, einen lässigen Empfangsbereich und Büros mit Aussicht auf Szeneviertel verfügt, so ist das nachweislich gut und hilfreich, um High Potentials anzulocken. Ab in die Kiste, bzw. in die geile Firma. Doch wer will schon einen One-Night-Stand mit Lohnfortzahlung?

Deshalb ist in Auswahlverfahren und Potenzialanalysen der Kultur-Match so wichtig.  Menschen sind sich in vielen ähnlich und doch sehr individuell. Nicht jeder empfindet das „Du“ mit dem Chef als Befreiung.  Grenzen und menschliche Autorität bewahren bisweilen Respekt und sozialen Frieden. 

Aber zurück zu den Zielen. Beziehungen sind – wie oben erwähnt – auch Bezielungen. Wenn Sie bisher keine Zielvereinbarungsgespräche führen, wäre das der erste Schritt zur Mitarbeiterbindung.  Führen Sie ehrliche Gespräche über gemeinsame Ziele, kommen Sie zu einem guten Konsens und krönen Sie das Happening mit praktischer Hilfe. Man kann auch Personalentwicklung dazu sagen.

Niemand mag komplizierte Beziehungen. Glücklicherweise ist das Gute oft auch einfach:

1.       Gemeinsam Ziele definieren

2.       Weiterbildung darauf abstimmen

3.       In Kontakt bleiben, die Entwicklung des Personals verfolgen und – dieser Schritt fällt oft unter den Tisch – anerkennen = wertschätzen! Sich GEMEINSAM freuen.

Natürlich wird es trotzdem Mitarbeiter geben, die ihr Glück woanders sehen.  Schwamm der Zeit drüber. Wenn die Romantik des gemeinsamen Start-ups verfliegt, bleibt immer noch die Rückzahlungsvertrag in der Personalakte.

Jedem Anfang wohnt ein Zauber inne, dichtete der Dichtervater einst.  Doch auch Abschiede können etwas Magisches und Versöhnliches haben. Wie heißt es so schön: Man sieht sich immer zweimal im (Berufs-)Leben. Selten denken Menschen so viel über die Heimat nach wie in der Fremde. Ein Ort, ein Unternehmen, in dem man fair behandelt wurde, vergisst man nicht.

Starke Mitarbeiterbindung verträgt Phasen der Distanz und zeitweiligen Trennung. Diejenigen, die danach wieder zurückkommen, werden ihr Vertrauen um ein Vielfaches durch Erfahrung und Engagement zurückzahlen. Und vergessen sie nicht: Erfahrungen sind die beste Weiterbildung. Sie bekommen (vielleicht) einen besseren Mitarbeiter zurück!

Investieren in die Zukunft in Form von Schulungen, Coachings, Workshops, Personal- und Organisationsentwicklung können Sie für den Mitarbeiter natürlich gerne mit uns.

©2010 Personalentwicklung 3000 Thomas Lang, Berlin