Ist das noch Flow oder schon Arbeitssucht?

Samstag, 22. Oktober 2016 14:16

Die Zeit vergessen. Ganz in der Arbeit aufgehen. Sich 100%ig lebendig fühlen. Das sind Kennzeichen von Flow. Arbeit wie im Rausch. Doch wo ist die Grenze zur Sucht? Tatsächlich kann Arbeit süchtig machen (Workaholism). Hier sind sieben Fragen, die sie sich stellen sollten, wenn die Arbeit wieder einmal zu viel Spaß macht. 

Bitte antworten Sie mit 1 = Niemals, 2 = Selten, 3 = Manchmal, 4 = Häufig und 5 = Immer:

1. Denken Sie darüber nach, wie Sie noch mehr Zeit für ihre Arbeit gewinnen können?

2. Arbeiten Sie viel länger, als Sie ursprünglich vor hatten?

3. Arbeiten Sie, weil das hilft, Gefühle der Schuld, Angst, Hilflosigkeit oder Depression zu kontrollieren?

4. Haben Ihnen anderen schon geraten, ihre Arbeit zu reduzieren, doch Sie hören nicht darauf?

5. Fühlen Sie sich gestresst wenn Sie NICHT arbeiten dürfen?

6. Ordnen Sie Hobbies, Freizeitaktivitäten oder Sport immer der Arbeit unter?

7. Nimmt ihre Gesundheit bereits schaden, weil Sie so viel arbeiten?

Die Fragen gehen auf ein norwegisches Forscherteam um Cecilie Schou Andreassen der Universität Bergen zurück, das sich intensiv mit dieser Form der substanzunabhängigen Sucht beschäftigt hat.  Sieben Mal „Immer“  ist ein eindeutiges Zeichen, doch schon wenn Sie bei mehr als der Hälfte der Fragen mit „Häufig“ oder „Immer“ zustimmen, kann ein Nachdenken über den eigenen Arbeitsstil sinnvoll sein.

Wer das nicht tut, riskiert eine Überdosis, die das Karoshi (Tod durch Überarbeiten) nach sich ziehen kann. Die fleißigen Japaner sind hierfür bekannt.

Diagnosen sind gut. Passende Interventionen noch besser. Ein erster Schritt zu mehr Gesundheit und Gleichgewicht könnte im Besuch einer Selbsthilfegruppe bestehen. Hier finden Sie eine Liste solcher Arbeitssucht-Gruppen in Deutschland, Österreich und der Schweiz.

Die oben aufgeführten Fragen lege aber auch schon die Lösung nahe:

1. Reduzieren Sie Ihre Arbeitszeit (im Schnitt sollten Sie unbedingt unter 50 Stunden/Woche liegen).

3. Setzen Sie sich verbindliche Grenzen (Wochenende und Ferien sind Tabu!).

3. Sprechen Sie mit guten Freunden, der Familie oder auch mit Therapeuten über Ihre Gefühle. Hinter jeder Sucht steckt eine persönliche Entwicklungsaufgabe. Manchmal hilft auch Coaching.

4. Fragen Sie diese Menschen um Rat und nehmen Sie den Rat auch an. Danach gilt der Grundsatz: Machen, nicht denken.

5. Lernen Sie ein Entspannungsverfahren (Autogenes Training, Progressive Muskelrelaxation, Achtsamkeit MBSR). Die Krankenkassen fördern entsprechende Kurse der Stressprävention. Zukunftsweisende Unternehmen bieten es auch intern an.

6. Erinnern Sie sich an die Dinge, die Ihnen früher neben der Arbeit Freude gemacht haben und tun Sie sie wieder. Genuss und Leistung passen manchmal zusammen. Sie müssen es aber nicht. Einfach nur Spaß zu haben ist vollkommen in Ordnung. Das gilt auch für den letzten Punkt:

7. Bewegen Sie sich mehr (Sport) und ernähren Sie sich gesund.

Flow ist natürlich eine wunderbare Sache. Rausch an sich ist nichts Schlechtes. Mit etwas Selbstkontrolle und Weitsicht können Sie beides viel länger genießen.

Workshops und Vorträge zum Thema Stressprävention, Work-Life-Balance und der Befreiung von Arbeitssucht finden sie bei Personalentwicklung3000.

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