Vertrauen in die Stille(n)

Sonntag, 04. Oktober 2009 18:20

 

Narzissten sind Menschen, die sich selbst am besten gefallen, die gerne im Mittelpunkt stehen und nach Bewunderung und Anerkennung dürsten. Extrovertiert und unterhaltsam, so präsentieren sie sich. Sind es die Richtigen, wenn es um verantwortungsvolle Führung geht. Amy Brunell von der Universität in Ohio in Newark wagt dies zu bezweifeln. Wenn nicht sie, wer aber dann?

In Ihren Studien zeigte die Psychologin, dass Menschen, die die eigenen Fähigkeiten besonders hoch einschätzen und nach Macht streben, diese auch häufig in Gruppen erlangen. Wer gibt in einem Team den Ton an? Die Lauten und die Schnellen! Diese sarkastische Bonmot bringt eine Realität auf den Punkt: Wer den Schneid hat sich in den Vordergrund zu drängen, wird schnell als Führungskraft akzeptiert. 

Leider beweisen die Studien auch, dass  Forschheit allein keine vernünftige Führung begründet. Die Entscheider verfügen nicht über mehr Wissen, um bessere Entscheidungen zu fällen. Stellt man Ihnen klassische Teamaufgaben, so versagen sie ebenso wie die Mehrheit ihrer Gefolgschaft. In einer typischen Versuchsanordnung geht es darum, 15 Gegenstände, die für das Überleben auf einer einsamen Insel von Bedeutung sind in einen Rangfolge der Wichtigkeit zu bringen. Führungskräfte melden sich in den Diskussionen häufig zu Wort. Ihr Redeanteil ist auffällig hoch. Sie unterbrechen, bestrafen und belohnen andere durch Aufmerksamkeit oder Zurückweisung. Merkmale der zwischenmenschlichen Interaktion, für die die Chefs ihrerseits eher unempfänglich sind, denn die Bestätigung für ihr Handeln ist tief in der Persönlichkeit verwurzelt: Führungskräfte sind Narzissten, die sich unabhängig von dem Urteil ihrer Umwelt für die Größten halten. Bitte denken Sie jetzt nicht an all die Finanzgenies, die die Wirtschaftskrise mit verursacht haben und die nun weiterhin Boni einheimsen. Schließlich haben sie alles richtig gemacht. Auch von Politikern ist hier nicht die Rede, die ihre Partei in das Stimmentief führten. Die Entscheidungen dieser Damen und Herren sind immer richtig, lediglich die Umstände können sich ändern. Mit Dogmatismus von untergangenen Regimen hat das alles nichts zu tun.

Der Management-Guru Tom Peters empfiehlt konsequent, sich intensiver um die Leisen und verschämten Gestalten zu kümmern. Nicht selten verbirgt sich hinter der introvertierten Schale ein reger Geist. Und tatsächlich triumphieren bei den erwähnten Teamaufgaben oft Menschen, die sich im Hintergrund halten. Sie sehnen sich nicht nach Aufmerksamkeit, lehnen sie häufig sogar ab. Die Sache oder Aufgabe ist Ihnen oft wichtiger als der Ruhm. Was für ein Dilemma: Jene, die führen wollen, sind meist unfähig und jene, die es könnten, weigern sich. Gibt es eine Lösung?

Ja. Die Lauten müssen leiser werden und die Leisen lauter. Die Starken ihre Schwäche erkennen und die Schwachen ihre Stärke. Das ist die Essenz eines wirklich guten Teamtrainings. Ein Team funktioniert, wenn es keine absolute Hierarchie gibt, sondern eine aufgabenorientierte. Absolute Hierarchien sind der Innovationstod. Aufgabenorientierte flexible Strukturen dagegen bilden die einmalige Chance eines Systems sich optimal auf Umweltveränderungen einzustellen. 

Die erste Regel für eine Führungskraft, die ihr Team in eine Sackgasse geführt hat, lautet also…STOP! Bremsen für die Stillen! Zuhören. Geduld. Geduld. Geduld. Vertrauen in die Stille(n).

Interesse an provozierenden Teamtrainings und Zielführenden Coachings wird hier gestillt.

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