Reiner Wein

Mittwoch, 21. Juli 2010 20:14

 

Bekanntlich stirbt die Hoffnung zuletzt. Viele Menschen klammern sich dementsprechend auch gerne an Prognosen, deren Eintreffen eher unwahrscheinlich ist. Sie meinen sich einen Dienst zu erweisen, wenn sie Träume wach halten. Tatsächlich schaden absurde Träume dem Wohlbefinden und damit auch den Möglichkeiten mit widrigen Bedingungen umzugehen.

Vergleicht man das Stresslevel von Menschen, die mit Sicherheit wissen, dass sie etwas Unangenehmes erwartet mit dem von Menschen, für die lediglich die Möglichkeit eines negativen Ereignisses besteht, so stellt man in Experimenten immer wieder fest, dass jene, die Wissen, dass Unheil droht, weniger leiden. Bekannt wurden in diesem Zusammenhang insbesondere, die schon klassischen Untersuchungen und den Maastricher Professor Arnoud Arntz. Er teilte seine Versuchspersonen in zwei Gruppen. Gruppe A wusste, dass sie eine Reihe von schmerzhaften Stromstößen erhalten würde. Gruppe B wurde lediglich in Aussicht gestellt, dass es eventuell zu solch unangenehmen Stromstößen kommen könnte. Nun raten, Sie welche Gruppe insgesamt weniger Stresssymptome zeigte?

Die Erklärung für dieses Phänomen: Wer weiß, dass die Situation sich verschlechtert, kann sich mit der Wende innerlich abfinden, er beginnt sich unter den neuen Umständen einzurichten und Vorkehrungen zu treffen, die Dürreperiode zu überstehen. Einer drohenden Phase der Stagnation und Lähmung wird so vorgebeugt. Die Periode der Ungewissheit, reich an psychischer Anspannung mit schlechtem Schlaf, mangelndem Appetit und sozialem Rückzug, mithin Symptomen des Stress, wird reduziert. Die Menschen kommen ins Handeln. Sie gewinnen den Locus of control zurück, damit ist die Überzeugung gemeint, das eigene Schicksal bis zu einem gewissen Grad selbst in der Hand zu haben.

Und es ist genau dieses Gefühl der Kontrollierbarkeit, das vor dem Sturz in die Depression schützt. Sobald Menschen eine Wissensbasis finden, auf der sie sich über die eigene Einflussmöglichkeit im Klaren werden, mag sie auch noch so gering sein, machen sie den ersten Schritt zu pro-aktivem und gesundem Coping. Sie beginnen ihre Probleme zu lösen, weil sie nun erst wissen, dass es sie tatsächlich gibt.

In Unternehmen, das seine Mitarbeiter aus falsch verstandener Fürsorglichkeit nicht mit den Tatsachen einer schwierigen Situation konfrontiert, bedeutet dies Lähmung und Verschlimmerung der Gesamtsituation. Man hilft niemanden, wenn man schlechte Nachrichten schön redet und die Konsequenzen hinauszögert. Personaler und Berater, die Verantwortungsvoll handeln, schenken ihren Mitarbeitern und Klienten möglichst früh reinen Wein ein. Sie benennen die Einschränkungen, die drohen. Sie sagen, wen es trifft und welchen Umfang die Einschränkung haben werden. Klare Kommunikation ist der beste Weg, um mit Problemen umzugehen.

Auch in privaten Beziehungen gilt diese Regel. Sagen Sie, wenn etwas zu Ende ist. Tun sie sich den Gefallen, und benennen sie die Probleme. Wenn es keine Hoffnung gibt, versuchen sie nicht, sie zu erfinden. Mut und Zuversicht erwachsen aus Wahrheit.

Die eigene Wahrheit zu finden, beruflich wie privat, dazu dient ein guter Coach.

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