Grün verkauft besser

Montag, 09. August 2010 16:12


Die Kampagne läuft auf vollen Touren. Die Unternehmen schmücken sich mit Zertifikaten, die ihr Umweltbewusstsein dokumentieren. In fast jedem Leitbild findet sich heute ein Hinweis darauf, dass das Unternehmen in gesundem Einklang mit der Umwelt leben will. Die ökologische Bewegung ist in der Wirtschaft fest etabliert. Jahre nachdem bereits Apple, das Unternehmen mit der besten Marktforschung der Welt, auf das grüne Bewusstsein der neuen Generation gesetzt hat und damit Verkaufserfolge vorbereitete, lassen sich auch hart gesottene, zahlenorientierte Führungskräfte vom Nutzen des grünen Images überzeugen, denn eines ist offensichtlich: Grün verkauft besser.

Bei all dem Umwelthype auf Basis von mehr als fragwürdigem Zahlenmaterial über vermeintliche Umweltschädigungen gerät ein Faktor, der sowohl die Umwelt mitbestimmt, als auch in und mit ihr lebt, leicht in den Hintergrund: Der Mensch. Oder nennen wir sie ruhig die Human Ressourcen.

Zahlreiche Studien belegen, dass ausgetüfftelte Programme mit neuestem technischen Equipment nicht ausreichen, um die Umwelt zu schonen. Wie schon bei der geliebten IT bedarf es auf Seiten der User eines Umdenkens und Umhandelns. Gesetzliche Regellungen, Vereinfachungen der Mülltrennung oder mehr Möglichkeiten, umweltbewusst einzukaufen, können nur den Anfang bilden. Es ist erforderlich, dass der Mensch ein Bewusstsein der Rücksichtnahme und Verbundenheit mit der Natur empfindet. Eine echte emotionale Bindung sollte mit dem Umweltbewusstsein Hand in Hand gehen. Es reicht nicht aus, wenn etwas dank Marketing „cool“ wird, um es auf Dauer zu fördern. Trends kommen und gehen.  Erst Erfahrung verankert echte Überzeugung emotional dauerhaft.

Doch wie soll echte Überzeugung zu nachhaltigem, rücksichtsvollem, im besten Sinne defensivem Verhalten auf der einen Seite wachsen, während die Menschen in ihrer Unternehmenskultur täglich andere Erfahrungen machen. Ist es wirklich glaubhaft, dass Mitarbeiter, die immer wieder entmündigt werden, denen vorgelebt wird, dass Durchsetzungsvermögen und Schlagfertigkeit die Primärtugenden, Einfühlungsvermögen und Rücksichtnahme aber zweitrangig sind, ist es tatsächlich zu erwarten, dass diese Menschen, sich dauerhaft um die Konsequenzen ihres Handelns kümmern, die vermutlich erst in Dekaden, wenn nicht sogar Jahrhunderten, erkennen zu sein werden?

Ökologisches Handeln ist richtig. Lassen Sie uns sofort damit beginnen. Der wichtigste Teil unserer Umwelt ist der Mensch. Nur Menschen, die privat wie im Unternehmensumfeld erleben (!), dass Werte wie Einfühlungsvermögen, Hilfsbereitschaft und Rücksichtnahme auch für sie gelten, werden beginnen, sich dauerhaft um die Natur zu kümmern. Es liegt in der Natur des Menschen, dass er gute wie negative Erfahrungen weitergeben möchte. Nutzen Sie dieses Gesetz der Reziprozität, wenn Sie demnächst das Budget für Zimmerpflanzen mit dem für Human Resources vergleichen.

Das heißt: Ein grünes Unternehmen braucht grüne Führungskräfte. Also Persönlichkeiten, die in der Lage sind, aufrichtige tragfähige Beziehungen zu Menschen aufzubauen. Menschen, die aufmerksam für die kleinen Dinge sind, die Zuhören können, Menschen, die anderen den Raum geben sich zu entfalten.

Carl Rogers, der Vater der personenzentrierten Psychotherapie, verglich den Menschen gerne mit einer Pflanze. Auch unter den widrigsten Bedingungen, strebt er danach, sich entsprechend seiner Anlage selbst zu verwirklichen und sein Potenzial wach zu rufen, vergleichbar einem Strauch, der an widrigster Position, beispielsweise an einem von Winden und Wellen umpeitschten Kliff, dem Licht entgegen wächst.

Moderne, in diese Sinne „grüne“ Führungskräfte, kümmern sich um dieses Potenzial. Sie schaffen ein Klima, in dem der Einzelne nach seinen Fähigkeiten „wachsen“ und zur Blüte des Unternehmens beitragen kann.

In vielen Unternehmen ist dieser gedankliche Ansatz noch nicht gerne gesehen. Anstelle von Gärtnern trifft man auf Bulldozer, die die Erde und die Menschen ausbeuten. Gewalt und Macht regieren. Die Menschen werden in Rollen gezwungen, ihre Motivation und ihre Kreativität mit viel Geld und scheinbarer Sicherheit in Zaun gehalten.

Heute wähnen sich Unternehmen, die ihr Umweltbewusstsein zur Schau tragen, zukunftsorientiert. Tatsächlich tragen sie eine grüne Schlafmütze, so lange sie die zwischenmenschliche Kommunikation im Unternehmen nicht nachhaltig pflegen. Im Mittelpunkt steht der Mensch. Kurse, in denen Führungskräfte lernen, was das bedeutet, und welche wahren Zukunftschancen in der Saat der Wertschätzung liegen, wie es praktisch funktioniert und wie wichtig es ist, sich mit Gleichgesinnten jetzt zusammen zu tun, können Sie lernen.

Eine Möglichkeit ist im Rahmen der Weiterbildung in klientenzentrierter Beratung an der ASH in Berlin gegeben. Andere Chancen, die sich auf ein lebendiges personenzentriertes Unternehmen beziehen, bespreche ich gerne von Humanpotenzial zu Humanpotenzial, nein, besser… von Mensch zu Mensch

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