Enthüllt: Mitarbeiterpotenzial

Montag, 06. Dezember 2010 13:53


Wikileaks sei Dank. Wir alle haben nun die Gelegenheit zu sehen, was hinter den Sonntagsreden, dem diplomatischen Schulterklopfen und dem brüderlichen Commitment der Mächtigen steckt. Würden Sie nicht auch gerne wissen, was andere wirklich über Sie denken... zum Beispiel Ihr Chef?

Man sagt den Mitmenschen die unschöne „Wahrheit“ nicht ins Gesicht. Es hat etwas mit Stil und menschlicher Reife zu tun, sich in Gesellschaft entsprechend zu kontrollieren.

Die verhüllten Einstellungen existieren aber trotzdem und beeinflussen unser Handeln.  Selbstkontrolle hin oder her! Es hat Konsequenzen, wenn man seine Kollegen für unkreativ hält.  Neue Ideen werden einfach überhört und das Haar in der Suppe gefunden.  Schließlich WEISS man, dass sie nichts Gutes zustande bringen. Aber woher kommt dieses Wissen eigentlich?

Menschliche Urteilsbildung verläuft nach einem schematischen Prozess.  Da wäre zunächst der erste Eindruck (der ja bekanntlich so selten täuscht). Dieser bleibt erwiesenermaßen gut im Gedächtnis haften (Primacy-Effekt). So geprägt begeben wir uns auf die Suche nach BEWEISEN. Mit gerichteter Wahrnehmung sammeln wir Informationen,  die unsere Annahme bestätigen. Gleichzeitig sind wir wenig empfänglich für Hinweise, die unserer Hypothese widersprechen. So begehen wir den klassischen Fehler unwissenschaftlichen Denkens. Statt offen für Daten zu sein, die der Annahme zu wider laufen, sehnen wir uns nach Bestätigung.

Besonders verzwickt wird die Situation, wenn sich Menschen finden, die unsere Meinung teilen. Dann können wir unser Weltbild auf eine Art und Weise konstruieren, die für die Ewigkeit eines Konfliktes wie geschaffen ist. Mit einer Koalition, die Urteilssicherheit bietet, verlieren wir das Interesse, richtig hinzusehen.



Die internationale Diplomatie liefert ein Abbild dessen, was wir tagtäglich unbewusst  machen und was auch in Unternehmen stattfindet. Die Mitarbeiterbeurteilung erfolgt häufig genau nach dem gleichen Schema. Ein flüchtiger Eindruck wird aus Lässigkeit, Bequemlichkeit oder Mangel an Zeit mit nachgereichten Gerüchten und „Knallzeugen“ chronifiziert. Tatsächlich habe ich in meinen AC’s und Potenzialanalysen häufig festgestellt, dass Entscheider genau diese Art von oberflächlichem Urteil mit Expertensegen wünschen.

Ich sage „Nein“ zu einer solchen quick and dirty Personaldiagnostik.  Menschen sind keine charakterlichen Strichmännchen. Momentaufnahmen gilt es, gezielt zu hinterfragen. Potenzial schlummert oft verdeckt von Vorurteilen. Mit den richtigen Methoden kann es gelingen, diesen Vorhang der Verzerrungen Schritt für Schritt zu lüften und Potenzial , das seinen Namen verdient, zu enthüllen. Also: Nicht wer schnell richtet hat Erfolg,  sondern wer die richtigen Entscheidungen trifft. Ein Prozess der manchmal langfristig und kostspielig ist, sich aber am Ende auszahlt.

Vorhang auf für Professionelle Personalentwicklung und Personaldiagnostik in Berlin.

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